Arbeiten in der grünen Branche - Umfrage der Agrarjobbörse gibt Hinweise zur Zukunft

Auf der Plattform Agrarjobbörse hat es in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine Befragung von Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden zu Arbeitsverhältnissen in der grünen Branche gegeben. 595 Personen haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt, davon war die Hälfte unter 35 Jahren.

Der Arbeitnehmertag 2019 stand unter dem Motto „Arbeit im Wandel – Arbeitnehmer im Mittelpunkt“. Es wurde über Chancen und Risiken der Digitalisierung diskutiert. - © Wolfgang Ehrecke © Wolfgang Ehrecke
Die Ergebnisse zeigen auf, was Arbeitnehmende und Arbeitgebende in der grünen Branche bewegt und was ihnen wichtig ist. Die Teilnehmenden waren überwiegend Arbeitnehmende aus der Landwirtschaft, landwirtschaftlichen Behörden, dem Gartenbau und zu einem kleinen Teil aus dem vor- und nachgelagerten Bereich. Der überwiegende Teil der Befragten kam aus Niedersachsen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Hessen.

Abb. 1: Branchenverteilung der an der Umfrage teilgenommenen (a) Arbeitnehmenden (N=409) und (b) Arbeitgebenden (N=159) - © HaiYen Trinh © HaiYen Trinh

 

 

 

 

Ist die grüne Branche auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig?

Abb. 2 a) Branchenwechselbereitschaft der an der Umfrage teilgenommenen Arbeitnehmenden (N=402) im Zusammenhang mit der Gehaltszufriedenheit - © HaiYen Trinh © HaiYen Trinh
Hierzu gab es Fragen für Arbeitnehmende und Arbeitgebende.

35 % der befragten Arbeitnehmenden haben schon einmal über einen Branchenwechsel nachgedacht.

Die Gründe hierfür sind vielfältig, dabei spielt das Gehalt eine wichtige Rolle. Arbeitnehmende, die überhaupt nicht zufrieden mit ihrem Gehalt sind, haben zu 67 % schon über einen Branchenwechsel nachgedacht. Hingegen liegt die Wechselbereitschaft bei Arbeitnehmenden, die zufrieden mit ihrem Gehalt sind bei 25 % (Abb. 2 a) und ist damit deutlich geringer.

Die Einschätzung der Arbeitgebenden, ob das Gehalt im grünen Bereich konkurrenzfähig ist, deckt sich mit der (Un)Zufriedenheit der Arbeitnehmenden.

Abb. 2 b) Angabe der teilgenommenen Arbeitgebenden (N=152), ob das Gehalt in der grünen Branche konkurrenzfähig ist. - © HaiYen Trinh © HaiYen Trinh
Nur 27,3 % der Betriebe glauben, dass das Gehalt konkurrenzfähig ist im Wettbewerb um Mitarbeitende (Abb. 2 b). Dies ist ein erschreckend niedriger Anteil. 

Neben einem zufriedenstellenden Gehalt, spielen noch weitere Faktoren bei der Wechselbereitschaft eine Rolle. So haben auch 40 % derjenigen, die sehr zufrieden mit ihrem Gehalt sind, über einen Branchenwechsel nachgedacht.

Um die dringend benötigten Arbeits- und Fachkräfte nicht zu verlieren, bestehen mehrere Optionen. Zum einen muss ein zufriedenstellendes und für den Lebensunterhalt ausreichendes Gehalt bezahlt werden, zum anderen müssen aber auch die weiteren Gründe ermittelt und beseitigt werden. Hierzu empfiehlt es sich regelmäßige Mitarbeitergespräche zu führen.

Wie ist die Bezahlung in der grünen Branche?

Abbildung 3 bezieht sich auf Bruttoarbeitslöhne; Abbildung 4 auf Stundenlöhne.

Abb. 3: Löhne, die die an der Umfrage teilgenommenen Arbeitgebenden (N=76) bereit sind monatlich (brutto) zu zahlen. Sortiert nach Anspruch der Tätigkeit. - © HaiYen Trinh © HaiYen Trinh
In Abbildung 3 sind die Bruttolöhne zu sehen, die Betriebe nach eigenen Angaben bereit wären zu zahlen. Hilfskräften würde ein Lohn nahe dem Mindestlohn gezahlt werden. Fachkräften würden 47 % der Betriebe zwischen 2.500 und 3.000 € bezahlen und 31 % würden Fachkräften zwischen 3.000 und 4.000 € zahlen. Hier zeigt sich, dass die Spanne recht groß ist und die Zahlungsbereitschaft sehr uneinheitlich ist. Ein Grund hierfür ist sicher die geringe Tarifbindung im grünen Bereich. Die breite Spanne der Bezahlung und die positive Korrelation zwischen Tätigkeitsniveau und gezahltem Lohn zeigt auch der Blick auf die leitenden Angestellten. Hier würden 20 % der Betriebe mehr als 4.000 € pro Monat zahlen.

Abb. 4: Stundenlöhne, die die an der Umfrage teilgenommenen Arbeitnehmenden (N=114) in Vollzeit (brutto) erhalten. Sortiert nach Berufsabschluss - © HaiYen Trinh © HaiYen Trinh
Die Antworten der Arbeitnehmenden in Abbildung 4 über den tatsächlich gezahlten Lohn bestätigen die Angaben der Arbeitgebenden über die gezahlten Stundenlöhne.
Ohne Ausbildung erhalten die Arbeitnehmenden kaum mehr als den Mindestlohn. Alle anderen Qualifikationsstufen sind weit verteilt. Mit einer Ausbildung reicht das Spektrum vom Mindestlohn bis zu mehr als 3.500 €/ Monat für jeden vierten (24 %). Auch bei Meister/innen ist das Gehaltsspektrum weit verteilt. Hier erhält allerdings knapp jeder zweite (47 %) mehr als 3.500 €/ Monat. Auch Personen mit Hochschulabschluss befinden sich in diesem Bereich.

Was ist Arbeitnehmenden sonst noch wichtig im Arbeitsverhältnis?

An erster Stelle steht das Arbeitsklima, das alle Befragten als wichtig oder sehr wichtig beurteilt haben. Dies ist direkt durch den Arbeitgebenden beeinflussbar und kostet nur wenig. An zweiter Stelle steht für 86 % aller Arbeitnehmenden die Work-Life-Balance. Mit einer Zustimmung von über 80 % sind Gehalt, organisierte Arbeitsabläufe, das Einbeziehen in Entscheidungen und die Nähe zum Wohnort ebenfalls wichtige Faktoren (Abb. 5). 

Abb. 5: Angaben der an der Umfrage teilgenommenen Arbeitnehmenden (N= 404) über die Wichtigkeit vom Faktor Gehalt, Nähe zum Wohnort, Benefits, moderne Technik, Arbeitsklima, Work Life Balance, organisierte Arbeitsabläufe und die Einbez. in Entscheidungen - © HaiYen Trinh © HaiYen Trinh
Viele dieser Aspekte sind nicht kostspielig, sondern drücken sich in erster Linie in einem wertschätzenden Verhalten gegenüber den Mitarbeitenden aus.
Auch das Thema Weiterbildung spielt eine wichtige Rolle. Für ca. 90 % der Befragten ist es wichtig oder sehr wichtig. Je älter die Mitarbeitenden sind, um so wichtiger scheint ihnen das Thema Weiterbildung zu sein. 61 % der Befragten über 56 Jahre gab an, dass Weiterbildung für sie sehr wichtig sei. Dies sind bei der Altersgruppe der 36-45 jährigen nur 40 %. Dies sollten Arbeitgeber beachten.

Dagegen sind es vor allem die jungen Mitarbeitenden, die beim Thema Verantwortung angeben, dass es ihnen sehr wichtig ist. Jedem Zweiten der unter 25-jährigen ist die Möglichkeit der Verantwortungsübernahme wichtig oder sehr wichtig.

Welche Benefits wünschen sich Arbeitnehmende und welche werden geboten?

Die Top 3 Wünsche der Mitarbeitenden sind Fitness- und Sportangebote, Tankgutschein und das Jobrad. Weitere häufig genannte Wünsche sind ein Dienstwagen, Weihnachtsgeld und Kinderbetreuung. Bei den Wünschen zeigt sich insgesamt eine große Vielfalt und es spielt keine Rolle, ob die Arbeitnehmenden auf landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Betrieben oder in Behörden beschäftigt sind.
Ein Benefit, das nach Angaben von Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden weit verbreitet ist, ist die Verpflegung. Aber auch betriebliche Altersvorsorge und (Tank)Gutscheine wurden häufig genannt.
Die Wünsche der Mitarbeitenden hängen von deren Lebenssituation und den individuellen Wünschen ab. Betriebe sollten einen Mix aus verschiedenen potentiellen Angeboten zusammenstellen und das Gespräch mit den Mitarbeitenden suchen, um die individuellen Wünsche und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Dies kann bedeuten, dass die Mitarbeitenden unterschiedliche Benefits erhalten. Damit dies nicht als ungerecht empfunden wird, ist es notwendig die Benefits transparent und offen zu kommunizieren.

Wo suchen Arbeitnehmende Jobs und wo bieten Arbeitgebende diese an?

Abb. 6: Angaben über Kanäle die die teilgenommenen Arbeitnehmenden (N= 401) auf ihrer Jobsuche (blau) und Arbeitgebenden (N= 154) für ihre Stellenanzeige (orange) nutzen - © HaiYen Trinh © HaiYen Trinh
Wie finden Arbeitnehmende und Arbeitgebende zusammen? In Abbildung 6 sind Kanäle aufgeführt, die von beiden Gruppen im unterschiedlichen Umfang genutzt werden.
Mehr als jeder dritte Arbeitnehmende nutzt Onlinejobbörsen (inkl. AJB), Social Media, persönliche Netzwerke und die Zeitung, bzw. Fachpresse.
Arbeitgebende nutzen dagegen am häufigsten Kleinanzeigen (48 %), persönliche Netzwerke und Social Media. Onlinejobbörsen und Zeitung bzw. Fachpresse nutzt dagegen nur jeder fünfte.
Arbeitgebende sollten genau überlegen, welche Kanäle sie nutzen, um Arbeitskräfte zu finden. Hierbei spielt die gesuchte Qualifikation eine wichtige Rolle. Voraussetzung für eine erfolgreiche Stellenbesetzung ist ein attraktives Stellenangebot, das die Wünsche der Arbeitnehmenden mit den Erfordernissen des Betriebes bestmöglich in den Einklang bringt.

Das Fazit

Die Umfrage zu den Arbeitsverhältnissen im grünen Bereich hat viele interessante Erkenntnisse gebracht und vorhandene Einschätzungen bestätigt. Die hohe Wechselbereitschaft der Arbeitnehmenden ist bedenklich für die Branche. Um hier Gegensteuern zu können und die Arbeitsplätze attraktiver zu machen, spielen vor allem Kommunikation, das Arbeitsklima und das Gehalt eine wichtige Rolle. Es zeigt sich insbesondere beim Thema Entlohnung, dass es in der Praxis große Unterschiede gibt. 
Auffällig ist dabei, dass nur die Hilfskraft ein recht einheitliches, niedriges Lohnniveau hat. Die Einkommenshöhe bei Fachkräften, Meister/innen und Hochschulabsolventen ist dagegen sehr unterschiedlich und scheint sich mehr nach der ausgeübten Tätigkeit als der Qualifikation zu richten.
Interessant sind auch die Wünsche zu den Benefits und zur Jobsuche. Bei den Benefits sollten die Arbeitgebenden genau hinschauen, was ihre Mitarbeitenden möchten. Bei den Jobangeboten ist es wichtig, das Anforderungsprofil im Blick zu haben, um geeignete Kanäle für die Verbreitung des Stellenangebotes zu finden.

Betriebe und Arbeitnehmende können das vielfältige Beratungs- und Weiterbildungsangebot der Landwirtschaftskammern und die Informationen auf der Agrarjobbörse (Mitarbeiter*innen finden, gewinnen & binden : Agrarjobbörse (agrarjobboerse.de)) nutzen, um sich zu informieren und weiterzubilden. Quereinsteiger/innen können z. B. ihren Berufsabschluss nachholen und einen Vorbereitungslehrgang nach § 45.2 BBiG besuchen (Quereinstieg: Praxiserfahrene ohne Ausbildung können Berufsabschluss nachholen : Agrarjobbörse (agrarjobboerse.de)). Auch die Arbeitnehmertage online (Gut informiert - Die 3. Onlinetage für Arbeitnehmer/innen im Agrarbereich : Agrarjobbörse (agrarjobboerse.de)) und in Niedersachsen die berufsfördernden Seminare sind für Arbeitnehmende eine gute Chance sich weiterzubilden und untereinander zu vernetzen. (Veranstaltungen : Agrarjobbörse (agrarjobboerse.de)

Die Agrarjobbörse bietet für Arbeitnehmende, die eine neue Stelle suchen, Berufseinsteiger*innen und Quereinsteiger*innen die Möglichkeit anonym ein Stellengesuch aufzugeben und zahlreiche Stellenangebote aus der Agrarbranche anzuschauen. Betriebe können ein Stellenangebot aufgeben und somit potentielle Arbeitssuchende erreichen Agrarjobbörse (agrarjobboerse.de).

Neben den harten Fakten spielen auch die weichen Faktoren bei der Mitarbeiterführung und -gewinnung eine wichtige Rolle. Daher können sich Arbeitgebende in verschiedenen Seminaren zu Fragen rund um Arbeitsverhältnisse weiterbilden. Ein wertschätzender Umgang drückt sich auch durch Benefits aus. Eine Möglichkeit ist hierbei die Ehrung für Berufstreue, die die Landwirtschaftskammer anbietet. (Die Landwirtschaftskammer ehrt die Berufstreue : Agrarjobbörse (agrarjobboerse.de))

Die Arbeitnehmerberater/innen der Landwirtschaftskammern sind sowohl für Arbeitgebende als auch für Arbeitnehmende für Fragen rund um die Gestaltung von Arbeitsverhältnissen in der grünen Branche die richtigen Ansprechpartner/innen!

Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Schleswig-Holstein

Kontakt:
Ellen Padeken
Stellv. Leiterin Fachbereich Arbeitnehmerberatung, Weiterbildung
Telefon: 0441 801-474
Telefax: 0441 801-392
E-Mail:

HaiYen Trinh
Beraterin Arbeitnehmerberatung
Telefon: 0441 801-475
Telefax: 0441 801-392
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